Das verspätete Weihnachtsgeschenk

Ich denke, wir waren ungefähr acht und zehn Jahre alt, als meine Schwester und ich unsere Eltern über Elvis Presley schwärmen hörten, der im Radio „Stille Nacht“ gesungen hat. Es war kurz vor Weihnachten und unser Plan war schnell geschmiedet, diese Platte musste her. Wir stellten uns schon in allen Farben und Formen vor, wie es sein würde, unsere Eltern mit diesem Geschenk zu überraschen.

Die Möglichkeit, es nicht zu schaffen, dieses Lied auf eine Schallplatte gepresst in der Kleinstadt, in der wir wohnten, aufzutreiben, kam uns gar nicht in den Sinn. Aber nach Abgrasen sämtlicher möglicher und vorsichtshalber auch eigentlich unmöglicher Verkaufsstellen (man weiß ja nie!) mussten wir uns eingestehen, dass daraus wohl nichts werden wird. Das World Wide Web war noch nicht erfunden und altersbedingt waren wir noch nicht in der Lage, einfach in die nächste große Stadt zu fahren. Wir mussten unseren Plan also aufgeben. Das hat uns schwer getroffen. Wir haben uns das so sehr gewunschen! Es wäre so ein tolles Geschenk gewesen!!

Und heute weiß ich, manche Dinge brauchen einfach nur Geduld. Denn nur 44 Jahre später beschlossen Willi und ich positives.at in die Welt zu bringen und einer unserer ersten Interviewpartner war niemand geringerer als Elvis himself! Oder fast, seine Stimme klingt jedenfalls zum Verwechseln ähnlich, sein Name ist aber Ron. Ron Glaser, um genau zu sein. Und da fiel mir die Geschichte mit dem Weihnachtsgeschenk wieder ein und ich habe gewagt zu fragen.

Und was soll ich sagen. Ron hat seine Gitarre genommen und das Lied extra für meine Eltern aufgenommen. Weil es ihm ein Bedürfnis war, dass die Geschichte mit dem Weihnachtsgeschenk doch noch ein gutes Ende findet. Ich weiß nicht wie es euch geht, aber wenn ich so etwas erlebe, dann weiß ich wieder, dass wir Menschen es als Menschheit schaffen, weil wir Menschen eigentlich Engel sind. Das muss so sein, weil wenn man genau schaut, sieht man sie schon von innen durchscheinen, die Kraft, die Schönheit und die Liebe, die in uns allen steckt.

Und immer öfter, da passiert es. Da bricht es durch, unser Licht. Da schnappt sich zum Beispiel jemand einfach eine Gitarre, um anderen eine Freude zu machen. Das fühlt sich dann an wie Weihnachten oder noch schöner, ungefähr so, als wäre Weihnachten das ganze Jahr.

Also: Liebe Mama, lieber Papa, spät aber doch, das geplante Weihnachtsgeschenk von 1976, gesungen von Ron Glaser, der singt wie Elvis, aber gottseidank Ron geblieben ist. Und ich weiß, dass ihr dieses Lied sehr gerne mit allen Elvis bzw. Ron Fans teilt, weil Geschenke die man teilt, die noch viel schöneren sind.

Wir wünschen euch ALLEN von Herzen FROHE WEIHNACHTEN! Was für ein schöner Tag, um von innen heraus in die Welt zu strahlen!

Silvia und Willi 🙂

Post Author: Silvia