Z w i s c h e n r ä u m e

Ich habe vor einiger Zeit einen Beitrag zum Thema „Zwischenräume“ gehört. Faszinierend, wenn man beginnt, über dieses Phänomen nachzudenken. Zum Beispiel über den magischen Moment, vor dem nächsten Einatmen. Dieser Moment, in dem das Alte sich auflöst und das Neue sich noch nicht manifestiert hat. Während einer Jin Shin Jyutsu Behandlung oder während einer tiefen Meditation, erlebe ich mich oft als weder wach noch schlafend. Auch hier fühlt es sich so an, als gäbe es da etwas dazwischen. Einen undefinierbaren Raum, in dem noch alles offen ist. In dem das scheinbar Unmögliche, eine Möglichkeit darstellt und in dem Heilung geschehen kann.

Es ist auch dieser Raum, dieser Bruchteil einer Sekunde, dieses Innehalten, in dem ich mich immer wieder aufs Neue entscheiden kann, wie ich auf das, was gerade in meinem Leben passiert, reagiere. Ob ich überhaupt reagiere. Oder ob ich einfach durchatme. Ob ich aus einem Gefühl der Angst heraus handle oder darauf vertraue, dass mich die Liebe leitet und vorerst abwarte. Dieser Bruchteil einer Sekunde kann Leben verändern.

Wenn es uns gelingen würde, einen bewussten Schritt zurückzutreten, kurz aus allem, was da gerade permanent auf uns niederprasselt, auszusteigen, würden wir vermutlich feststellen, dass wir uns auch jetzt in so einem Zwischenraum befinden. Kollektiv. Und es liegt an uns, wie wir den nächsten Schritt setzen.

Wenn wir kurz einen bewussten Schritt zurücktreten und durchatmen würden, würden wir vielleicht auch spüren, wie sich die scheinbare Enge, die uns umgibt, wieder aufzulösen beginnt. Wie sich Weite ihren Weg bahnt. Eine Weite, die mein Gegenüber plötzlich wieder als das erkennt, das er oder sie ist. Ein Mensch. Ein Mensch, der die gleichen Ängste und Sorgen hat wie ich. Ein Mensch, der sich in Wahrheit auch nur nach Geborgenheit, nach gesehen werden, nach Verbundenheit und nach Liebe sehnt. Ein Mensch mit allen Macken und Liebenswürdigkeiten, mit allen kreativen Ideen, Weltanschauungen und Vorstellungen über das eigene Leben, die die Buntheit unserer Welt und unser Mensch-SEIN ausmachen. Vielleicht sogar ein Mensch, mit dem ich im Leben schon viel gelacht und geweint habe und mit dem ich viel mehr gemeinsam habe, mit dem mich viel mehr verbindet, als ich mir vorstellen kann. 

Lasst uns also bewusst solche Zwischenräume kreieren. Räume, in denen wir zuhören und nicht reagieren. In denen wir Fragen stellen, statt Meinungen kundzutun. In denen wir unsere Grenzen klar setzen, um mit offenem Herzen aufeinander zugehen zu können. In denen wir unsere Werte entschieden definieren und in Ruhe und Besonnenheit danach handeln. In denen wir innehalten und uns daran erinnern, was wir in diese Welt einbringen möchten.

In diesem Sinne wünschen wir euch ein gut geerdetes Ankommen im neuen Jahr. Mögen wir das Wunder, das in uns steckt, nie vergessen und es in seiner ganzen Kraft nach außen strahlen lassen!

Alles Liebe!

Silvia und Willi

Post Author: Silvia