Wie Hund und Katz?

Wenn wir von zwei Menschen sagen, sie benehmen sich wie Hund und Katz, wissen wir sofort, dass sich die beiden absolut nicht ausstehen können. Denn Hund und Katze in einem Raum, das geht gar nicht. Sagt „man“. Woher kommen Behauptungen wie diese eigentlich? Ich habe das lange nicht hinterfragt. Hin und wieder ein Hund, der, vollkommen außer sich, einer Katze, laut bellend, hinterher war, hat mir gereicht, als Bestätigung für diese Redensart. Irgendwann dann das Erlebnis, dass eine Katze einen Hund verjagt. Das gibt es auch?  Das hat schon ein bisschen an meinem Denkmuster gekratzt. Dann ein Besuch bei Freunden, Hund und Katze vereint im Hundebett! Wie kann es sowas geben?

So geht es mir in letzter Zeit mit vielen Dingen. Vieles, das in Stein gemeißelt schien, zerbröselt wie ein altes Weihnachtskeks vor meinen Augen. Weltbilder brechen zusammen. Festgefahrene Überzeugungen verlieren ihren Boden. Und es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass Glaubenssätze, wie die von „Hund und Katz“, nur die Spitze des Eisbergs sind.

Manchmal fühlt es sich so an, als wäre ich eine Zwiebel, die täglich eine Schale, ein „so ist es und nicht anders“, mehr verliert. Das ist einerseits anstrengend, weil noch nicht vertraut und gleichzeitig wird die Freiheit, die im Kern dieses Schälvorganges verborgen liegt, ihr grenzenloses Licht und die immense Kraft, die im Loslassen alter Verhaltensmuster und verstaubter Strukturen auf Freilegung wartet, immer spürbarer.

Wenn mir also in Zukunft jemand sagt, die zwei benehmen sich wie  Hund und Katz, werde ich kurz innehalten. Denn vielleicht will mir mein Gegenüber, welches schon mehrdimensionaler denkt als ich, einfach nur vermitteln, dass es da zwei Menschen gibt, die eine ganz besondere Freundschaft verbindet. Möglich wär´s. Und diese neue, offenere Sicht auf die Welt, auf ihre Schönheit und ihre Vielfalt, die sich in alle Lebensbereiche ausdehnt, will ich auf keinen Fall durch engstirniges Denken verpassen. Mögen die Schalen weiter fallen.

Post Author: Silvia